Glück durch Verbundenheit
Die Verbindung zu anderen Menschen ist für uns lebenswichtig und für das Glück unerlässlich. Das heißt nicht, dass ich nicht auch allein glückliche Momente erleben kann. Dies setzt aber voraus, dass ich frei entscheiden kann, wann ich dem Alleinsein mit mir ein Ende setzen kann und wieder unter Menschen bin, zu denen ich eine Verbindung spüre. Ich darf der Situation also nicht ausgeliefert sein.[1]
Von 2017 bis 2023 war ich häufiger allein beziehungsweise mit meinem Hund zusammen in Belgien, wo ich mich um eine Ferienwohnung gekümmert habe. Meistens fuhr ich ein verlängertes Wochenende und war für drei bis vier Tage allein. Ich konnte mit meinem Mann telefonieren und verbrachte viel Zeit in Cafés, wo ich mich nicht allein fühlte. Aber es gab auch viele Stunden des wirklichen Alleinseins. Ich genoss dies überwiegend. Das war mir möglich, da ich wusste, dass ich am Sonntag in den Trubel des Familienlebens zurückkommen würde.
Dieses Alleinsein bedeutete keine Einsamkeit, da ich Herr über das Ende des Alleinseins war.
Einsam ist man nur, wenn man keine erfüllende Beziehung zu einem oder mehreren Menschen hat bzw. das Alleinsein nicht von sich aus beenden kann. Doch wann ist eine Beziehung erfüllend? Eine Beziehung ist dann erfüllend, wenn sie uns unsere Bedürfnisse erfüllt.
Die ersten Beziehungen finden in der Familie statt. Diese Beziehungen sind aber nicht zwangsläufig erfüllende Beziehungen.
Säuglinge haben ein Bedürfnis nach Nahrung, physisches Wohlbefinden (keine volle Windel, nicht zu kalt oder warm) Schlaf, Körperkontakt und verbale oder nonverbale Kommunikation (Augenkontakt, Mimik). Diese Bedürfnisse sind überschaubar und werden in der Regel von Mutter und Vater erfüllt. Das Baby erlebt die Beziehung zu den Eltern in der Regel als erfüllend.
Wenn die Kinder größer werden, kommen weitere Bedürfnisse hinzu, die nicht mehr so klar zu beschreiben sind. Zudem sind dann meist noch andere Personen für die Erfüllung der Bedürfnisse zuständig, wie Geschwister, Betreuungsperso-nen, sonstige Soziale Kontakte.
Umso älter der Mensch wird, um so komplexer werden die Bedürfnisse und umso mehr Personen werden für die Bedürfniserfüllung benötigt. Es gibt nicht mehr die ein oder zwei Personen, die genau wissen, was dieser Mensch braucht und wer diese Bedürfnisse erfüllt hat bzw. welche Bedürfnisse noch nicht erfüllt wurden.
Spätestens jetzt können Beziehungen zunehmend als nicht erfüllend erlebt werden. Dies passiert insbesondere dann, wenn man sich nicht die Zeit nimmt über diese Bedürfnisse nachzudenken und zu sprechen. Wichtig ist, dass man füreinander da ist und dies den anderen auch spüren zu lassen.
Es gibt in Beziehungen grob drei „Wohlfühl“-Stufen:
- Ich fühle mich wohl mit dem anderen Menschen.
- Ich habe gute Laune, wenn ich mit dem anderen Menschen zusammen bin.
- Ich bin glücklich, wenn ich mit dem anderen Menschen zusammen bin.
Wenn ich die erste Stufe in einer Beziehung schon erreiche, reicht das aus. Die Stufen 2 und 3 stellen sich mit der Zeit in der Regel von selbst ein. Wenn ich von Anfang an zu hohe Ansprüche stelle, mache ich es mir und dem anderen schwer, zu einer entspannten Haltung zu kommen, die Voraussetzung für Glücklichsein ist.
Glückliche Verbindungen findet man also, wenn man sich mit anderen Menschen trifft und nachspürt, mit wem man sich wohl fühlt und mit wem nicht.
[1] aus „Verbundenheit – Das starke Gefühl, das uns glücklich und gesund macht“ von Prof. Bettina M. Pause Bettina M. Pause Bücher & Biografie | PIPER